Bartning Kultur Kapelle

Kirchen aus dem Baukasten – Architektur zwischen Standardisierung und Individualität

Das kleine, schlichte Gebäude lässt auf den ersten Blick nicht erahnen, dass es sich hierbei um ein Bauwerk von internationalem Rang handelt. Die Lukas-Kirche ist eine Diaspora-Kirche, sie gehört zu den Notkirchen, die der Architekt Otto Bartning nach dem Zweiten Weltkrieg im Baukastensystem entwarf. Zu dieser Zeit nahm der auf Kirchenbau spezialisierte Architekt die Arbeit am Notkirchenprogramm für das Hilfswerk der Evangelischen Kirche auf.

 

Wer war Otto Bartning?

Der Architekt Otto Bartning (*12.4.1883 in Karlsruhe – †20.2.1959 in Darmstadt) gehörte mit Walter Gropius zu

den Begründern des Bauhauses in Weimar. Mit seinen modernen Wohnungs- und Kirchenbauten wurde er ein

wesentlicher Impulsgeber des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch neue Formen und Materialien,

aber auch durch die Betonung von Sicht- und Raumbeziehungen für sakrale Räume prägte Bartning die Baukultur

der jungen Bundesrepublik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Otto Bartning Leiter der Bauabteilung des Evange-

lischen Hilfswerks in Neckarsteinach. Bartning entdeckte schon in seiner Zeit als Direktor der Staatlichen Bauhoch-

schule in Dessau den Montagebau, der zu serieller Produktion führte.

Das Bartningsche Notkirchen-Konzept umfasste Bautypen verschiedener Größe.

Die Kirche in Sundern gehörte zum Bautyp „Diaspora-Kapelle” und war eine der ersten in Deutschland gebauten Notkirchen dieses Typs.

 

Wiederaufbau

Wie kein zweites Gebäude in Sundern verbindet die am 9. Oktober 2023 in Stockum eingeweihte ehemalige Lukas-Kirche, die den Namen „Bartning-Kultur-Kapelle“ erhielt, Gegenwart und Vergangenheit. Auf der Suche nach Heimat, waren nach dem zweiten Weltkrieg viele evangelische Flüchtlinge gekommen. Für sie gab es im katholisch geprägten Sauerland keine Möglichkeit, ihren Glauben zu leben. So wurde in Sundern 1951 eine der ersten von Architekt Otto Bartning entworfenen Diaspora-Kapellen errichtet. Im Jahr 2020 sollte diese Kirche einem modernen evangelischem Gotteshaus weichen.

Doch dieses geschichtsträchtige Gebäude einfach der Zerstörung zu überlassen, konnten sich Dr. Friedrich Schulte-Kramer vom Sunderner Heimatbund und Ferdi Tillmann von der Anna und Ferdinand Tillmann-Stiftung nicht vorstellen. Trotz hoher Hürden arbeiteten die Initiatoren an ihrem Vorhaben, fanden das Grundstück, beantragten Fördermittel und konnten schon bald Erfolge verzeichnen.

Kunstinstallation „Colour Energy“ von Claudia Desgranges

Die Installation ist als Gesamtkunstwerk aus der Ausstellung „Couleurs de Cologne“ von 2024 entstanden. Alle Farben basieren auf den Bauhaus Grundfarben rot/gelb/blau – alle konkreten Farbmuster sind individuell angepasst. Die dabei entstandenen  „Zeitstreifen“ auf dem langen Fenster nach Westen nehmen Bezug auf den jetzigen Standort und die Menschen vor Ort, indem die Stockumer Wappenfarben aufgegriffen wurden. Die „Zeitstreifen“ sind eine Kunstform aus einer sehr bekannten Werksserie von Claudia Desgranges.

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